Sitzung: 06.05.2021 2021/GB/033
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 5, Nein: 0, Anwesend: 5
Vorlage: 2021/61/014
Gutachten:
Der
Gestaltungsbeirat würdigt die Absicht des Staatlichen Bauamts Kempten,
Lösungsansätze für den Neubau von Polizeidienststellen am Pfeilergraben über
einen Wettbewerb zu finden.
Aufgrund
der hohen Lagequalität des Grundstücks und seiner Bedeutung für die Stadt
Kempten scheint dem Gestaltungsbeirat das vorgesehene Grundstück für diese
spezielle Nutzung allerdings nicht geeignet.
Diese
Einschätzung gründet darauf, dass die Organisation von Polizeidienststellen
aufgrund notwendiger Sicherheitsmaßnahmen systembedingt ein Gebäude zur Folge
hat, das sich nach außen hermetisch abschirmen muss. Dies hat zur Folge, dass
sich ein zu planendes Gebäude nicht zum Hofgarten öffnen kann, was dessen
historische Bedeutung und seinen Wert als Aufenthaltsort mit hoher
Freiraumqualität stark schmälert. Nachdem bereits die historischen Gebäude mit
Ämtern gefüllt sind, bietet ein potentieller Neubau die einzige Möglichkeit,
den wunderbaren Hofgarten „mit Leben zu füllen“, das heißt auch, zu einem
sozialen Ort zu entwickeln.
Unabhängig
von den grundsätzlichen Bedenken, dass die vom Staatlichen Bauamt gewünschte
Bebauung für diesen Ort inhaltlich nicht stimmig ist, sprechen auch formale
Aspekte gegen diesen Standort und würden eine zügige Realisierbarkeit
unwahrscheinlich machen: So müssten z.B. die im B-Plan zu erhaltenden Bäume
gefällt werden, Einsprüche des Denkmalschutzes sind wahrscheinlich und eine
Erschließung ist erst nach Auflassung der Unterführung Rottenbachstraße
möglich.
Nachdem
der Gestaltungsbeirat den Standort am Pfeilergraben städtebaulich für nicht
sinnvoll hält, wurde in Folge über alternative Standorte im Stadtraum vom
Kempten diskutiert. Und nur bei Betrachtung der durch das Staatliche Bauamt
Kempten erstellten Machbarkeitsstudie, konkret des unter „2. Standort“
dargestellten Luftbildes einschließlich der näheren Umgebung, wären allein in
diesem Umgriff 2 – 3 Standorte zumindest denkbar-/ vorstellbar:
·
Das direkt nördlich angrenzende, Grundstück an
der Ecke Orangerieweg/Rottachstraße (heute im Osten als Parkplatz, im Westen
als Sportplatzfläche genutzt),
·
die große, derzeit als oberirdischer „WWA
Parkplatz Kempten“ genutzte, Fläche westlich der Ämtergebäude an der
Rottachstraße 13 und 15 und
·
das - heute ebenfalls als Parkplatz genutzte –
Areal „Rottachstraße Ost Parkplatz“, östlich der Rottachstraße und westlich der
Ufer-/Grünzone der Iller.
Von Seiten
der Verwaltung wie von Vertreten der politischen Gremien wurde anschließend
noch auf weitere, u.U. mögliche Standorte hingewiesen.
Von daher
empfiehlt der Gestaltungsbeirat als folgenden Schritt eine Standortuntersuchung
für die genannten bzw. noch zu ergänzende Grundstücke.
Ziel
dieser Analyse wären dabei nicht etwa konkrete architektonische Entwürfe,
vielmehr sollten die unterschiedlichen Optionen im Sinne einer vergleichenden
Bewertung unter folgenden Gesichtspunkten untersucht werden:
·
Eigentumssituation und Verfügbarkeit,
·
baurechtliche Ausgangssituation,
·
„Verträglichkeit“ mit der näheren Umgebung
hinsichtlich Art und Maß der Nutzung,
·
Darstellung der jeweiligen
Erschließungssituationen,
·
„Erstabschätzung“ hinsichtlich der Umsetzung
eines überschlägigen Raumprogrammes (Geschoss-/Nutzflächen, Stellplätze,
Sicherheitsrelevante Vorgaben) über Massenstudien ähnlich der vorliegenden
Machbarkeitsstudie des staatlichen Bauamtes.
Mit diesen
Aussagen, in Verbindung mit einer alle Standorte vergleichenden
„Bewertungsmatrix“, sollte im Ergebnis eine Grundlage für die
Entscheidungsfindung eines - für alle Beteiligte gleichermaßen - optimalen
Standortes für die neuen Polizeidienststellen Kempten gegeben sein.
Im Zuge
der Standortfindung für die neue Polizeiinspektion regt der Gestaltungsbeirat
ferner eine städtebauliche Studie „Rottachstraße“ an, um die Potenziale
auszuloten.
Diese
nördliche Zugangsachse zur Innenstadt kann in der Zukunft eine neue
städtebauliche, stadtbildliche und funktionale Bedeutung erhalten. Es stehen
einige Grundsatzentscheidungen zu Potenzialflächen (Feuerwehr, diverse Großparkplätze,
etc.) in näherer oder fernerer Zukunft an. Die künftigen Veränderungen im
Mobilitätsverhalten ermöglichen allenfalls eine grundlegende Änderung des
Erscheinungsbildes des Straßenraumes. Eine umfassende Betrachtung dieses
wichtigen Elementes des Stadtkörpers von Kempten ist aus mehreren Gründen
gerechtfertigt. Es können dadurch auch –wie oben beschrieben-
Entscheidungshilfen für die standortsichere Polizeiinspektion gefunden werden
(z.B. Parkplatz Ost). Auch der anstehende Umbau der Unterführung
Pfeilergraben rechtfertigt dies.
Abschließend
zeigt sich der Gestaltungsbeirat sehr erfreut darüber, dass sich die Vertreter
der Politik sehr konstruktiv an der Diskussion über diesen Standort beteiligt
und interessante Ideen eingebracht haben. Das Angebot des Oberbürgermeisters an
das Staatliche Bauamt, gemeinsam geeignete Standorte zu finden und in der Folge
eine rasche Realisierbarkeit zu unterstützen, wird sehr begrüßt.