Sitzung: 24.11.2020 2020/GB/030
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 5, Nein: 0, Anwesend: 5
Vorlage: 2020/61/969
Gutachten:
Für das Grundstück Eberhardstraße 4 ist eine
Machbarkeitsstudie entwickelt worden, die verschiedene Szenarien einer
baulichen Entwicklung beleuchtet: Umbau, Erweiterung, Neubau.
Die vorliegende Planung ist – dies
vorangestellt – vorbildlich aufgebaut. Über eine sehr anschauliche Analyse der
örtlichen Situation und eine Einführung in die Geschichte des kleinen
Fabrikgebäudes werden die Rahmenbedingungen für eine bauliche Entwicklung
dokumentiert, die eine gute Bewertung der Perspektiven zulassen.
Das zur Verfügung stehende Grundstück ist
sehr schmal, der Footprint des bestehenden Gebäudes umfasst annähernd die
Grenzen einer möglichen Bebauung. Die Vorschläge, die einen Rückbau des
Gebäudes vorsehen und eine traufständige straßenbegleitende Bebauung
vorstellen, können nicht überzeugen.
Es folgen Vorschläge, das bestehende Gebäude
aufzustocken, das aus einem zweigeschossigen zentralen Raum und zwei
eingeschossigen Seitenschiffen besteht. Diese Vorschläge setzen eine
Neuregelung der Abstandsflächen auf 0,4 h voraus. Grundsätzlich ist eine –
behutsame und in der Typologie beheimatete - Aufstockung des mittleren
Baukörpers vorstellbar, vermutlich um 1 ½ Voll- Geschosse (Vorschlag 6),
vielleicht in Leichtbauweise (Holz?). Eine statische Bewertung des Bestandes
liegt noch nicht vor. Es wird darauf hingewiesen, dass z.B. bei zusätzlichen
Ebenen ein Nachweis von Stellplätzen gefordert wird, der auf dem Restgrundstück
definitiv nicht leistbar ist.
Bei dem Umbau, der Rekonstruktion – der
Sanierung der bestehenden kleinen Fabrik bleiben unter planerischen
Gesichtspunkten zweifelsohne die geringste Frage offen. Und sie bringt eine
neue Qualität in das nachbarschaftliche Umfeld, denn die Lage des Grundstücks
ist schon qualitätsvoll. Eingebettet in eine interessante stadträumliche
Situation, die eigentlich eine schöne Verwebung / Vernetzung mit dem
Stadtkörper anbietet – allerdings erfordert diese Verbindung der öffentlichen /
halböffentlichen Freiräume eine gründliche Auseinandersetzung mit den
Nachbarschaftsinteressen, die bis heute alles verhindern: die Post, der
rückwärtige Schuppen, die PKWs, die Bewertung der beiden großen Bäume.
Der nutzungsdurchmischte Stadtblock hat
unbestreitbar ein stadträumliches Potenzial, eine gute Stimmung, die eine
ganzheitliche Betrachtung rechtfertigt und als Kristallisationspunkt das
historische Gebäude adressiert.
Der Bedarf und das öffentliche Interesse an
derartig genutzten schönen Objekten im urbanen Raum kann nur über eine
Marktanalyse belastbar erfasst werden und die hier vorliegende planerische
Expertise ist ein Parameter in der vielschichtigen Kosten-/Nutzenabwägung.
Die frühzeitige Beteiligung der Stadtplanung
ist aus Sicht des Gestaltungsbeirates eine gute Voraussetzung für eine
erfolgreiche Entwicklung des Standortes. Sehr gern würde der Gestaltungsbeirat
das Projekt weiterverfolgen.