Sitzung: 15.02.2016 2016/GB/001
Beschluss: Abstimmungsergebnis:
Abstimmung: Ja: 5, Nein: 0, Anwesend: 5
GUTACHTEN:
Ausdrücklich begrüßt wird der
Versuch hier im innerstädtischen Kontext eine Verdichtung herbeizuführen und
eine Wohnanlage vorwiegend für Senioren in diesem dichten urbanen Umfeld zu
situieren.
Generell ist zu sagen, dass eine
übergeordnete Betrachtung des Quartiers im Hinblick auf Architektur und
Freiraum wünschenswert wäre. Bei den heute vorgelegten beiden Projekten drängt
sich der Eindruck auf, dass hier isolierte Einzelobjekte nebeneinander
entstehen und die Chance, hier einen Quartierscharakter zu entwickeln,
verschenkt wird.
Das Gremium bedauert die Veränderung
der Gebäudehöhen an der Hirnbeinstraße im B-Plan gegenüber dem
Wettbewerbsentwurf.
Diese urbane Situation des
Wohnprojekts macht als Antwort eigentlich den Entwurf eines Hauses mit
städtischem Charakter notwendig:
Die vorgelegten Fassaden erscheinen
hierfür nicht ausreichend: ihr Charakter ist zu siedlungsmäßig, eine
differenzierte Fassadengestaltung insbesondere zum öffentlichen Raum in den
Erdgeschossen fehlt vollkommen. Entlang der Hirnbeinstraße und gegenüber der
Fasshalle sollte die Nutzung im EG durchgängig öffentlich sein und an der
Fassade einen Ausdruck finden. Generell scheinen die Stirnseiten und Ecken
hinsichtlich ihrer Fassaden und Volumetrie nicht gelöst. Im OG an der
Hirnbeinstraße ist die simple Wiederholung der Appartements mit vorgelagerter
Balkonschicht nicht adäquat, da die Situation sich hier anders darstellt als im
Hof (Lärm, Verschmutzung).
Die Verkleidung des Laubengangs mit
Gussglas wirkt schematisch und wenig wohnlich.
Es sollte zudem untersucht werden,
ob eine stärkere Zonierung und vielleicht punktuelle Aufweitung des
wirtschaftlich sehr optimierten Laubengangs zu mehr Aufenthaltsqualität führt.
Leider liegt keine differenzierte
Darstellung der Freianlagen vor. Das Freiraumkonzept ist abschließend nicht
beurteilbar, weil die vorliegende Darstellungstiefe nicht ausreichend ist und
der Kontext komplett ausgeblendet wird.
Der Freiraum im Hof wirkt steril,
die Größe des Innenhofes ermöglicht aber eine qualitätsvolle Gestaltung und
Bepflanzung mit Aufenthaltsbereichen für die Bewohner. Die Überdeckung der
Tiefgarage mit ausreichender Substratstärke (100 cm bei Bäumen, 60 cm bei
übrigen Pflanzungen) muss dafür gewährleistet sein. Die Entlüftung der Tiefgarage im Zentrum des
Hofes über eine Aufkantung schränkt die Benutzbarkeit des Gartens stark ein –
hier sollten andere Lösungen gefunden werden (Entlüftung der TG entweder über
Dach geführt oder in eine qualifizierte Freiraumplanung sinnvoll integrieren).
Die „Vorgartenzone“ und die
Eingangsbereiche zur Hirnbeinstraße werden stark hinterfragt. Die Gestaltung
der umgebenden Freiflächen mit öffentlichem Charakter muss mit den angrenzenden
Nachbarn bzgl. Materialität, Farbe, Höhenlage und Bepflanzung abgestimmt
werden.
Wünschenswert wäre insbesondere im
Hinblick auf die teilweise eingeschränkte Mobilität der späteren Bewohner ein
einladendes, wohnliches und atmosphärisch aufgeladenes Wohnumfeld.
Das Farbkonzept ist sehr schematisch
und dem urbanen Kontext in keinster Weise angemessen.
Insgesamt lässt das Projekt
Identität und Atmosphäre vermissen, was angesichts der anspruchsvollen
Bauaufgabe, hier Wohnraum vorwiegend für ältere Mitbürger zu schaffen, sehr
bedauernswert ist.
Es wird angeregt, die Planung
hinsichtlich Architektur und Freiraum stark zu überarbeiten und auch mit der
benachbarten Planung der Fasshalle abzustimmen, das Stadtplanungsamt wird hier
einen Termin koordinieren.
Der Gestaltungsbeirat empfiehlt die
Überarbeitung des Projektes und bittet um Wiedervorlage. Zur besseren
Beurteilung der Gesamtsituation wäre ein Massenmodell (M 1: 500) mit Umgebung
von großem Vorteil. Es würde sich anbieten, ein evtl. digitales gemeinsames
Arbeitsmodell mit den Bearbeitern der Fasshalle zu erstellen, insbesondere um
die Höhenlage und Übergänge zu überprüfen.